Der Glaube an die Propheten ist eine der 6 Säulen des Iman. Er umfasst die feste Überzeugung, dass Allah in jeder Gemeinschaft wahrhaftige, fromme und vertrauenswürdige menschliche Gesandte erweckt hat. Diese Gesandten sollten die Botschaft Gottes als frohe Botschaft und Warnung übermitteln.
Dazu gehört: Du musst an alles glauben, was authentisch in der Sunna vom Propheten überliefert wurde und was im Koran über die Propheten steht – ihre Wunder, ihre Geschichten, ihre Prüfungen.
Die gemeinsame Botschaft aller Propheten
Hier wird es besonders interessant: Alle Propheten hatten dieselbe Grundbotschaft. Was war diese Botschaft? Der Tawhid – der Glaube an die Einheit und Einzigartigkeit Allahs. Allah sagt im Koran (Sure 16, Vers 36):
„Wir haben in jeder Gemeinschaft Gesandte erweckt: Dient Allah allein und vermeidet die Anbetung falscher Götter.“
Das ist die Kernbotschaft, mit der alle Propheten kamen. Was sich zwischen den Propheten veränderte, waren bestimmte Gesetze (Scharia) – manche Dinge waren bei einem Propheten verboten, bei einem anderen erlaubt. Aber die Grundbotschaft des Tawhid blieb konstant.
Deshalb waren alle Propheten Muslime – denn Muslim bedeutet „einer, der sich Allah ergibt“. Islam bedeutet nicht „Frieden“, sondern „Ergebung in den Willen Allahs“.
Jesus war ein Gesandter, kein Gott
Wie kann man einen Christen innerhalb von Sekunden davon überzeugen, dass Jesus ein Gesandter war und kein Gott? Ganz einfach: Jesus sagt laut Bibel (Johannes 5:30):
„Ich kann nichts von mir selber aus tun. Mein Gericht ist gerecht, weil es mir nicht um meinen Willen geht, sondern um den Willen dessen, der mich gesandt hat.“
Jesus sagt selbst, dass er nichts von sich aus tun kann – doch Gott kann alles von sich aus tun. Jesus kam, um den Willen dessen zu erfüllen, der ihn gesandt hat – also Gottes. Das macht Jesus zu einem Gesandten, nicht zu Gott selbst.
Die 25 namentlich erwähnten Propheten
Im Koran werden 25 Propheten namentlich genannt. 18 davon findest du in Sure 6 (Al-An’am), Verse 83-86:
Ibrahim (Abraham), Ishaq (Isaak), Yaqub (Jakob), Nuh (Noah), Dawud (David), Sulaiman (Salomo), Ayyub (Hiob), Yusuf (Josef), Musa (Moses), Harun (Aaron), Zakariya, Yahya (Johannes), Isa (Jesus), Ilyas (Elias), Ismail, Al-Yasa, Yunus (Jona) und Lut (Lot).
An anderen Stellen im Koran werden zusätzlich genannt: Muhammad, Adam, Hud, Salih, Shu’aib, Idris und Dhul-Kifl.
Aber Achtung: Allah sagt uns klar und deutlich im Koran, dass nicht alle Propheten im Koran erwähnt werden. Es gab Gesandte, die wir kennen, und Gesandte, die wir nicht kennen.
Warum werden uns Prophetengeschichten erzählt?
Etwa die Hälfte des Korans besteht aus Geschichten über Propheten. Warum? Allah erklärt es selbst in Sure 11, Vers 120:
„All diese Geschichten erzählen Wir dir, um damit dein Herz zu festigen.“
Diese Geschichten zeigen fast immer denselben Kampf: den Kampf zwischen Wahrheit und Falschheit. Die Propheten wurden bekämpft, blieben standhaft, und am Ende gab Allah den Gläubigen den Sieg – sei es durch die Vernichtung ihrer Feinde wie bei Nuh, Musa oder anderen Propheten.
Allah sagt zu Muhammad (Sure 6, Vers 34):
„Vor dir sind schon Gesandte der Lüge bezichtigt worden. Sie blieben standhaft, obwohl ihnen Schaden zugefügt wurde, bis Unsere Hilfe zu ihnen kam.“
Die am meisten geprüften Menschen
Die Propheten waren die Menschen, die am meisten leiden mussten. In einem authentischen Hadith heißt es:
„Die Menschen mit der härtesten Prüfung sind die Propheten, dann diejenigen, die ihnen am ähnlichsten sind.“
Das bedeutet: Wenn jemand bekämpft wird, obwohl er die Wahrheit predigt, ist das kein Beweis dafür, dass er falsch liegt. Im Gegenteil – alle Propheten wurden bekämpft:
- Musa: Pharao wollte die Kinder der Gläubigen töten
- Ibrahim: Wurde ins Feuer geworfen
- Nuh: Sein Volk machte sich über ihn lustig, während er mitten in der Wüste ein Schiff baute
- Isa: Man wollte ihn töten
Wer die Prophetengeschichten kennt, versteht den Islam.
Die zentrale Regel: Wer einen Propheten verleugnet, verleugnet alle
Hier kommt die fundamentale Wahrheit: Wer an einen Gesandten nicht glaubt, hat den Glauben an alle Gesandten verleugnet.
Allah sagt in Sure 4, Verse 150-151 unmissverständlich:
„Diejenigen, die sagen: ‚Wir glauben an die einen Propheten, aber nicht an die anderen‘ – sie sind die wahren Ungläubigen.“
Deshalb sind Christen und Juden nach islamischem Verständnis keine Gläubigen (Mu’minun):
- Die Juden glauben nicht an Isa und Muhammad
- Die Christen glauben nicht an Muhammad
Auch wenn sie an andere Propheten glauben – die Ablehnung eines einzigen Propheten macht sie zu Ungläubigen.
Der Koran bestätigt dies auch indirekt: Wenn das Volk von Nuh ihn verleugnete, heißt es im Koran: „Das Volk von Nuh hat die Gesandten verleugnet“ (Plural!). Dabei kam zu ihnen nur Nuh allein. Das zeigt: Wer einen Propheten verleugnet, verleugnet alle.
Muhammad: Der letzte Prophet
Eine der wichtigsten Glaubensüberzeugungen ist, dass Muhammad der letzte Prophet ist. Allah sagt in Sure 33, Vers 40:
„Muhammad ist nicht der Vater irgendeines eurer Männer, sondern der Gesandte Allahs und das Siegel der Propheten.“
Nach Muhammad kommt kein Prophet mehr. Wer behauptet, es käme noch ein Prophet nach Muhammad, ist im Konsens der Gelehrten kein Gläubiger mehr. Er hat damit die vierte Säule des Iman zerstört.
Der Prophet selbst warnte: „Es werden 30 Lügner kommen, von denen jeder behauptet, ein Prophet zu sein.“ Dann fügte er hinzu: „Und ich bin der Letzte der Propheten – nach mir wird es keinen Propheten mehr geben.“
Deshalb sind Gruppen wie die Ahmadiyya oder die Bahai keine Muslime – sie glauben an Propheten nach Muhammad und widersprechen damit dem Koran und der Sunna.
Propheten sind nicht anbetungswürdig
Muslime werden manchmal als „Mohammedaner“ bezeichnet – das ist falsch und irreführend. Dieser Begriff würde implizieren, dass wir Muhammad anbeten. Doch wir beten nur Allah an.
Allah befiehlt dem Propheten, mehrfach im Koran zu sagen (Sure 18, Vers 110):
„Sprich: Ich bin nur ein menschliches Wesen wie ihr. Mir wird offenbart, dass euer Gott ein einziger Gott ist.“
Der Prophet betonte: „Übertreibt nicht in eurem Lob zu mir, wie die Christen im Lob zu Isa übertrieben haben. Ich bin nur ein Diener – sagt: Diener Allahs und Sein Gesandter.“
Diese Verse zeigen auch die Authentizität des Korans: Wenn Muhammad den Koran selbst geschrieben hätte, würde er sich nicht ständig selbst erniedrigen und tadeln lassen. An mehreren Stellen wird der Prophet im Koran sogar von Allah getadelt – ein klarer Beweis dafür, dass der Koran von Allah stammt.
Kennen die Propheten das Verborgene?
Nein. Die Propheten kannten das Verborgene nicht. Das ist besonders wichtig, weil heute viele Scharlatane behaupten, sie könnten die Zukunft sehen oder Verborgenes wissen.
Allah befiehlt dem Propheten zu sagen (Sure 7, Vers 188):
„Sprich: Ich vermag mir selbst weder Nutzen noch Schaden zu bringen, außer was Allah will. Und wenn ich das Verborgene wüsste, würde ich mir wahrlich viel Gutes verschaffen, und Böses würde mir nicht widerfahren.“
Zauberer und sogenannte „Hellseher“ nehmen Kontakt mit Dschinn auf, um Informationen über die Vergangenheit oder Gegenwart zu erhalten. Jeder Mensch hat einen Qarin (einen begleitenden Dschinn), der alles über ihn weiß. Zauberer kommunizieren durch verbotene Praktiken mit diesen Dschinn und erhalten so Informationen.
Aber die Zukunft kennen sie nicht wirklich – und wenn doch etwas eintrifft, dann durch Täuschung oder Zufall.
Die Unfehlbarkeit der Propheten
Propheten sind in bestimmten Bereichen unfehlbar:
Absoluter Konsens besteht darin, dass Propheten:
- Unfehlbar in der Verkündung der Botschaft sind
- Keinen Shirk (Götzendienst) begehen – weder vor noch nach ihrer Entsendung
- Keine großen Sünden nach ihrer Entsendung begehen
Bei kleinen Sünden gibt es Meinungsverschiedenheiten. Die starke Meinung besagt: Propheten sind auch vor absichtlichen kleinen Sünden geschützt.
Aber wie erklären wir dann Verse, in denen Propheten um Vergebung bitten?
Die Lösung: Was bei Propheten „Sünde“ genannt wird, ist oft etwas anderes als bei normalen Menschen. Aufgrund ihres hohen Status wird sogar Folgendes als „Sünde“ gezählt:
- Vergesslichkeit (wie bei Adam, der vergaß, nicht vom Baum zu essen)
- Unbeabsichtigte Fehler (wie Musa, der unabsichtlich jemanden tötete)
- Das Bessere lassen (der Prophet beschäftigte sich mit Edelleuten statt mit einem blinden Mann)
Diese Dinge sind keine echten Sünden, werden aber bei Propheten so genannt, weil ihr Standard viel höher ist.
Die Geschichten stärken unser Herz
Die Prophetengeschichten sind nicht nur historische Berichte – sie sind Lehren für uns. Sie zeigen uns:
- Standhaftigkeit trotz Verfolgung
- Vertrauen auf Allah trotz aussichtsloser Lage
- Den endgültigen Triumph der Wahrheit
- Dass Bekämpfung kein Beweis für Unrecht ist
Wenn du die Geschichten der Propheten verstehst, verstehst du den Islam. Wenn du sie ignorierst, fehlt dir ein fundamentales Verständnis deiner Religion.
Die vierte Säule des Iman lehrt uns: Glaube an alle Propheten, liebe sie, folge dem letzten von ihnen – Muhammad – und nimm sie dir als Vorbild. Denn sie sind die besten Menschen, die je gelebt haben.
