Prophet Hud ist einer der bedeutendsten arabischen Propheten im Islam. Er wurde zum Volk ʿĀd gesandt, einem Volk von außergewöhnlicher Stärke und Macht, das jedoch in Götzendienst verfiel. Was mit diesem einst so mächtigen Volk geschah, ist eine eindringliche Lektion über die Gefahren von Arroganz und die absolute Macht Allahs.
Die Zeit nach der großen Flut
Nach der verheerenden Flut zur Zeit Nuhs (Noah) lebten die Menschen wieder im Tauhid – sie verehrten nur Allah allein. Alle Menschen, die nach Nuh kamen, stammen von seinen Nachfahren ab. Die Erde hatte sich vom Götzendienst gereinigt, und eine neue Ära begann.
Doch die Satane gaben nicht auf. Sie versuchten erneut, die Menschen in die Irre zu führen. Genau wie sie zuvor die Menschen dazu gebracht hatten, Wadd, Suwaʿ, Yaghuth, Yaʿuq und Nasr anzubeten, wollten sie nun ein zweites Mal dasselbe Verbrechen wiederholen. Und sie hatten Erfolg.
Das mächtige Volk ʿĀd
Eine Weile nach der Flut vermehrten sich die Menschen und bildeten verschiedene Stämme. Einer dieser Stämme ließ sich in einer Region namens Ahqaf nieder, zwischen dem Jemen und dem Oman. Dieses Volk nannte sich ʿĀd.
Allah beschreibt sie im Koran mit beeindruckenden Worten:
„Siehst du nicht, wie dein Herr mit den ʿĀd verfuhr, mit Iram mit den Stützen, dergleichen nicht erschaffen wurden in den Landstrichen?“ (89:6-8)
Was machte die ʿĀd so besonders?
- Außergewöhnliche körperliche Stärke: Sie waren von übermenschlicher Kraft
- Einzigartige Bauwerke: Niemand hatte zu ihrer Zeit solche Gebäude errichtet
- Militärische Macht: Andere Völker fürchteten sich vor ihnen
- Tyrannische Herrschaft: Sie waren das gewalttätigste Volk ihrer Zeit
Doch trotz all dieser Macht und Stärke begannen sie, andere Götter neben Allah anzubeten. Die schlimmste aller Sünden hatte sich wieder ausgebreitet.
Die Entsendung des Propheten Hud
Allah sandte zu diesem verirrten Volk einen arabischen Propheten: Hud. Er gehört zu den vier arabischen Propheten – Hud, Salih, Shuʿaib und Muhammad (Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen).
Huds Botschaft war klar und direkt:
„Oh mein Volk, dient Allah! Keinen Gott habt ihr außer Ihm. Wollt ihr denn nicht gottesfürchtig sein?“ (7:65)
Beachte, wie Hud sein Volk anspricht: „Oh mein Volk“ – respektvoll, liebevoll, als einer von ihnen. Er ruft sie zum Tauhid auf, zum grundlegendsten Prinzip des Islam.
Dann erinnert Hud sie an Allahs Wohltaten:
„Gedenkt, als Er euch zu Nachfolgern nach dem Volk Nuhs machte und euch ein Übermaß an körperlichen Vorzügen gab. Gedenkt der Wohltaten Allahs, auf dass es euch wohl ergehen möge.“ (7:69)
Er sagt zu ihnen: Ihr seid stark geworden, weil Allah euch stark gemacht hat. Ihr wurdet zu Statthaltern auf der Erde nach der Vernichtung des Volkes von Nuh. Seid Allah gegenüber dankbar für all diese Gaben!
Die Reaktion des Volkes
Das Volk ʿĀd reagierte auf zwei Arten. Zunächst versuchten sie, Hud mit weltlichem Besitz zu bestechen:
„Oh Hud, was möchtest du? Geld? Wir geben dir Geld, kein Problem. Sag es einfach!“
Huds Antwort war die eines wahrhaftigen Propheten:
„Oh mein Volk, ich verlange von euch keinen Lohn dafür. Mein Lohn obliegt nur demjenigen, der mich erschaffen hat. Begreift ihr denn nicht?“ (11:51)
Ein Prophet Allahs tut seine Arbeit nicht für weltlichen Gewinn. Er befolgt den Befehl seines Herrn – das ist sein einziger Antrieb.
Als die Bestechung nicht funktionierte, griffen sie zu Beleidigungen:
„Wir sehen dich wahrlich in Torheit befangen, und wir meinen wahrlich, dass du zu den Lügnern gehörst.“ (7:66)
Sie nannten ihn schwachsinnig und einen Lügner.
Ein Vorbild edlen Charakters
Wie reagierte Hud auf diese niveaulosen Beleidigungen? Beleidigte er sie zurück? Beschimpfte er sie als die wahren Lügner und Verrückten?
Nein. Seine Antwort zeigt die Größe der Propheten:
„Oh mein Volk, bei mir befindet sich keine Torheit. Ich bin lediglich ein Gesandter vom Herrn der Welten.“ (7:67)
Er bleibt respektvoll, würdevoll und gefasst. Das ist der Charakter eines Propheten – selbst unter extremem Druck bewahrt er Anstand und Würde.
Die Arroganz der ʿĀd
Das Volk ʿĀd war extrem überheblich. Ihre Stärke hatte sie verblendet. Allah beschreibt ihr Verhalten:
„Was nun die ʿĀd angeht, so verhielten sie sich hochmütig auf der Erde ohne Recht.“ (41:15)
Sie dachten aufgrund ihrer Macht, dass niemand sie besiegen könnte. Hud erinnerte sie daran:
„Baut ihr denn auf jeder Anhöhe ein Wahrzeichen und treibt ein sinnloses Spiel? Und nehmt euch Bauwerke in der Hoffnung, dass ihr ewig leben würdet? Und wenn ihr zupackt, packt ihr gewalttätig zu.“ (26:128-130)
Die ʿĀd hatten ihre von Allah gegebene Stärke missbraucht:
- Sie bauten sinnlose Monumentalbauten aus purer Prahlerei
- Sie dachten, sie würden ewig leben
- Sie unterdrückten schwache Völker und Staaten brutal
Die Zurückweisung der Botschaft
Die Anführer des Volkes forderten Beweise:
„Oh Hud, du hast uns keinen klaren Beweis gebracht. Wir werden nicht unsere Götter auf dein Wort hin verlassen.“
Dann behaupteten sie etwas Absurdes: „Diese Götzen, über die du dich lustig machst – sie haben dich mit etwas Bösem heimgesucht. Sie haben dich verrückt werden lassen!“
Huds mutige Antwort
Was sagte Hud zu diesem mächtigen, gefürchteten Volk, das ihn bedrohte?
„Ich nehme Allah zum Zeugen, und bezeugt auch ihr, dass ich mich lossage von dem, was ihr Ihm beigesellt.“ (11:54)
Dann folgte eine erstaunliche Herausforderung:
„So schmiedet alle gegen mich eure List und gewährt mir hierauf keinen Aufschub!“ (11:55)
Stell dir diese Szene vor: Hud steht allein vor diesem tyrannischen Volk. Er hat keine Armee, keine Soldaten, keine Waffen. Und dennoch sagt er: Versammelt euch mit all euren Waffen und eurer Kraft – gebt mir keinen Aufschub!
Woher kommt dieser Mut?
„Ich verlasse mich auf Allah, meinen Herrn und euren Herrn. Es gibt kein Tier, das Er nicht an seiner Stirnlocke hielte. Gewiss, mein Herr befindet sich auf einem geraden Weg.“ (11:56)
Das ist die Waffe eines Gläubigen: absolutes Gottvertrauen (Tawakkul). Hud steht furchtlos da wie ein Löwe und fürchtet sich nur vor dem Herrn der Welten. Nichts kann ihm schaden außer dem, was Allah zulässt.
Die Herausforderung: „Bring die Strafe!“
Das Volk ʿĀd spottete weiter:
„Bist du zu uns gekommen, um uns von unseren Göttern abwendig zu machen? Bring uns, was du uns androhst, wenn du zu den Wahrhaftigen gehörst!“ (46:22)
Sie forderten die Strafe heraus, von der Hud sprach. Sie wollten sie sehen, um ihm zu glauben.
Hud bat Allah, ihm zum Sieg zu verhelfen.
Die erste Strafe: Drei Jahre Dürre
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Drei Jahre lang fiel kein einziger Tropfen Regen.
Für das Volk ʿĀd war das verheerend:
- Ihr Ackerbau war vom Regen abhängig
- Ihre Tiere brauchten Wasser
- Das Land begann auszutrocknen
- Die Tiere starben
Als sie am Höhepunkt ihrer Verzweiflung waren, gingen etwa 70 ihrer Anführer – die Elite des Volkes – zu ihren Götzen. Sie beteten ihre falschen Götter an anstatt sich an Allah zu wenden.
Die schwarze Wolke
Plötzlich rief ein Rufer aus dem Himmel:
„Welche Wolke wollt ihr? Weiße, rote oder schwarze Wolken?“
Voller Freude wählten sie die schwarze Wolke, denn schwarze Wolken bringen Regen.
Sie kehrten zu ihrem Volk zurück, überzeugt davon, dass ihre Götzen ein Wunder vollbracht hatten. Als die dunklen Wolken am Horizont erschienen, jubelten sie:
„Als sie es als sich ausbreitende Wolke sahen, die auf ihre Täler zukam, sagten sie: ‚Eine sich ausbreitende Wolke, die uns Regen bringt!'“ (46:24)
Doch es gab eine Frau im Volk, die bemerkte: Diese Wolken sehen anders aus. Das sind keine normalen Wolken. Sie ergriff die Flucht.
Der vernichtende Sturm
Was das Volk als Segen ansah, war in Wahrheit ihre Vernichtung:
„Nein, vielmehr ist es das, was ihr zu beschleunigen wünschtet: ein Wind, in dem schmerzhafte Strafe ist.“ (46:24)
Der Wind wurde stärker und stärker. Er war extrem kalt – ein heftig wehender, eiskalter Wind. Dann wurde er so stark, dass er Gegenstände in die Luft schleuderte.
Bald darauf schleuderte dieser Wind Menschen in die Luft. Sie prallten mit voller Wucht auf den Boden, sodass sich ihre Köpfe von ihren Körpern trennten.
„Was aber die ʿĀd angeht, so wurden sie durch einen heftig wehenden, eiskalten Wind vernichtet. Da hättest du die Leute auf dem Boden niedergestreckt sehen können, als wären sie Stämme hoher Palmen.“ (69:6-7)
Der Sturm wütete sieben Nächte und acht Tage ununterbrochen.
Einige versteckten sich in ihren Häusern. Manche suchten Wärme am Feuer – aber selbst diese wurden von der eisigen Kälte vernichtet.
„Er verwüstet alles auf Befehl seines Herrn. Dieser Wind ließ nichts stehen, ohne es zu zerstören.“ (46:25)
Ein einziger Soldat Allahs
Denk darüber nach: Dieses arrogante, überhebliche Volk, vor dem sich andere Nationen fürchteten, wurde von einem einzigen Soldaten Allahs vernichtet – dem Wind.
Wo war ihre Stärke? Wo waren ihre einzigartigen Bauwerke? Wo war ihre Macht?
„Siehst du denn etwas von ihnen übrig geblieben?“ (69:8)
Kein einziger Mensch blieb übrig. Alle wurden vernichtet – außer Hud und die wenigen Gläubigen, die mit ihm waren.
„Als nun unser Befehl kam, erretteten wir Hud und diejenigen, die mit ihm glaubten, durch Barmherzigkeit von uns, und wir erretteten sie vor harter Strafe.“ (11:58)
Die ewige Lektion
Was ist aus diesem einst so mächtigen Volk geworden?
„Ein Fluch folgte ihnen im Diesseits nach und wird ihnen am Tag der Auferstehung nachfolgen. Sicherlich, die ʿĀd verleugneten ihren Herrn. Aber ja, weg mit den ʿĀd, dem Volk Huds!“ (11:60)
Diese Geschichte setzt der Menschheit ein klares Zeichen: Egal welche Macht sich anmaßt, tatsächlich Macht zu besitzen – ein einziger Soldat von den Soldaten Allahs reicht aus, um diese Großmacht zu vernichten.
Die Geschichte der ʿĀd lehrt uns:
- Hochmut führt zum Fall: Ihre Arroganz machte sie blind für die Wahrheit
- Wahre Macht gehört nur Allah: Keine weltliche Stärke kann Ihm widerstehen
- Gottvertrauen ist die stärkste Waffe: Hud stand furchtlos, weil er auf Allah vertraute
- Guter Charakter unter Druck: Ein Prophet bewahrt Würde, selbst wenn er beleidigt wird
- Wohltaten erfordern Dankbarkeit: Die ʿĀd missbrauchten die Gaben, die Allah ihnen gab
- Die Strafe kann plötzlich kommen: Was sie als Segen ansahen, war ihre Vernichtung
Heute finden wir überall Überreste ihrer Zivilisation als stumme Zeugen von Allahs Macht. Ihre Geschichte erinnert uns daran, dass wahre Stärke in der Unterwerfung unter Allah liegt – nicht in weltlicher Macht, Gebäuden oder militärischer Überlegenheit.
