Prophet Lut (Lot) wurde zu einem Volk gesandt, das eine Sünde beging, die zuvor in der Menschheitsgeschichte nie vorkam. Diese Sünde existierte nur zweimal in dieser extremen Form: zur Zeit Luts und in unserer heutigen Zeit. Lut kämpfte sein Leben lang gegen dieses verdorbene Volk, bis Allah eine beispiellose Strafe über sie sandte – die Stadt wurde buchstäblich auf den Kopf gestellt.
Die Zeit und der Ort der Geschichte
Während der Prophet Ibrahim (Abraham) mit Hajar und Ismail nach Mekka reiste, um die Kaaba zu bauen, schickte er seinen Neffen Lut nach Jordanien. Dort, in der Nähe des heutigen Toten Meeres, lebte ein Volk in der Stadt Sodom – eigentlich sieben Städte, die nah beieinander lagen.
Die Ereignisse um Lut geschahen parallel zu den Besuchen Ibrahims bei Ismail: Als Ibrahim seine Schwiegertöchter prüfte und später die Kaaba mit Ismail baute, rief Lut etwa 1500 km entfernt das verdorbene Volk zur Anbetung Allahs auf. Diese beiden Propheten – Onkel und Neffe – erfüllten gleichzeitig ihre Aufgaben an verschiedenen Orten.
Das gottlose Volk von Sodom
Es gibt Ungläubige, die trotz ihres Unglaubens gewisse vorzügliche Eigenschaften besitzen – vielleicht sind sie großzügig oder hilfsbereit. Doch das Volk von Sodom vereinte all das Übel, das ein Mensch überhaupt haben kann. Sie waren ein abscheuliches Volk, das eine Sünde beging, die vor ihnen niemand von den Weltenbewohnern begangen hatte.
Allah sagt im Koran:
„Wollt ihr denn das Abscheuliche begehen, wie es vor euch niemand von den Weltenbewohnern begangen hat? Ihr lasst euch doch wahrlich in Begierde mit Männern ein anstatt mit Frauen. Aber nein, ihr seid ein maßloses Volk.“
Das Erschreckende: Ihre natürliche Veranlagung (Fitra) war so verdorben, dass sie das Richtige als falsch und das Falsche als richtig ansahen. Als Lut sie zur Umkehr aufrief, lautete die Antwort des Volkes: „Vertreibt sie aus eurer Stadt! Das sind Menschen, die sich reinhalten.“
Hast du das gelesen? Ihr einziges „Verbrechen“ gegen Lut und seine Familie war, dass sie sich reinhalten wollten. In den Augen dieses Volkes war Reinheit ein Verbrechen und Verdorbenheit etwas, worauf man stolz sein konnte.
Der Besuch der drei Engel
Nach dem Bau der Kaaba kehrte Ibrahim zu Sarah zurück. Plötzlich bekam er Besuch von drei Engeln: Djibril (Gabriel), Mikail (Michael) und Israfil. Sie kamen in Gestalt wunderschöner Menschen.
Ibrahim empfing sie als Gäste und ließ ein Kalb für sie braten – das beste seiner Herde. Doch als er bemerkte, dass sie nicht aßen, überkam ihn Angst. Die Engel beruhigten ihn: „Fürchte dich nicht. Wir sind zu dem Volk Luts entsandt.“
Die Frohbotschaft für Sarah
Sarah stand dabei und lachte – nicht aus Spott, sondern aus Freude darüber, dass dieses üble Volk endlich bestraft werden würde. Dann verkündeten ihr die Engel etwas Wunderbares: Sie, die ihr Leben lang unfruchtbar war und inzwischen alt geworden war, würde ein Kind bekommen!
Sarah war überwältigt: „Oh wehe mir! Soll ich noch gebären, wo ich doch alt bin und dies ist doch mein Ehemann, schon ein Greis?“ Doch die Engel versicherten ihr: „Wunderst du dich über den Befehl Allahs?“
Sie bekam nicht nur die Frohbotschaft über ihren Sohn Ishak (Isaak), sondern auch über ihren Enkel Yaʿqub (Jakob). Welch eine Ehre – zwei Generationen von Propheten in einer Ankündigung!
Ibrahims Fürsprache
Als Ibrahim hörte, dass die Engel auf dem Weg zur Bestrafung des Volkes von Lut waren, begann er mit ihnen zu diskutieren. Vielleicht würden sie sich doch noch bekehren? Vielleicht würden sie von ihrem Übel ablassen?
Doch die Engel sagten: „Oh Ibrahim, lasse davon ab. Der Befehl deines Herrn ist nun gekommen. Über sie kommt die Strafe, die unwiderruflich ist.“
Die Engel bei Lut
Die drei Engel zogen weiter zu Lut. Sie nahmen dabei eine extrem schöne Gestalt an – denn Engel erscheinen grundsätzlich als wunderschöne Männer, während Satane üble Gestalten annehmen.
Lut wusste nicht, dass es Engel waren. Als er diese außergewöhnlich schönen Gäste sah, ahnte er, was kommen würde. Seine Brust engte sich ein – nicht aus Geiz, sondern weil er wusste, was er von seinem verdorbenen Volk zu erwarten hatte.
Der Verrat durch seine Frau
Die Situation spitzte sich zu: Die Frau Luts war nicht auf seiner Religion. Sie war eine Verräterin in dem Sinne, dass sie Informationen weitergab. Als sie die wunderschönen „Männer“ im Haus sah, informierte sie sofort das homosexuelle Volk: Im Haus von Lut sind außergewöhnlich schöne Männer!
Das Volk machte sich eilig auf den Weg zu Luts Haus.
Die dramatische Konfrontation
Die Menschen standen vor Luts Haus. Er drückte die Tür zu, hielt sie fest, damit sie nicht hineinkommen konnten. Von außen versuchten sie, die Tür aufzubrechen.
In dieser heiklen Situation rief Lut: „Oh mein Volk, dies hier sind meine Töchter – sie sind reiner für euch! So fürchtet Allah und stürzt mich nicht um meiner Gäste willen in Schande. Gibt es denn unter euch keinen besonnenen Mann?“
Was meinte er mit „meine Töchter“? Die Gelehrten erklären: Der Prophet ist für sein Volk wie ein Vater, wie der Prophet Muhammad ﷺ zu seinen Gefährten sagte: „Ich bin für euch wie der Vater.“ Damit meinte Lut die Frauen des Volkes – die rechtmäßigen, erlaubten Partnerinnen.
Doch sie antworteten: „Du weißt sehr wohl, dass wir kein Recht auf deine Töchter haben, und du weißt fürwahr, was wir wollen!“
Der verzweifelte Ruf
Lut sagte in seiner Verzweiflung: „Hätte ich doch Kraft genug, um euch zu widerstehen! Oder könnte ich nur bei einer starken Stütze Zuflucht finden!“
Er hatte keinen Stamm in Sodom, keine Unterstützung, keine Armee. In jedem Fall war er ihnen unterlegen. Die „starke Stütze“, nach der er sich sehnte, war Allah der Erhabene.
Was Lut nicht wusste: Er hatte die stärksten Helfer von allen Geschöpfen direkt in seinem Haus – drei der mächtigsten Engel!
Die Offenbarung der Engel
Als die drei Gäste den Kummer und das Leid Luts im Kampf gegen diese Verbrecher sahen, begannen sie zu sprechen:
„Oh Lut, wir sind die Gesandten deines Herrn. Sie werden nicht zu dir gelangen. So ziehe mit deinen Angehörigen in einem Teil der Nacht fort, und niemand von euch soll sich umdrehen – außer deiner Frau. Gewiss, es wird sie treffen, was jene trifft.“
Die Blendung durch Djibril
Als das Volk versuchte, die Tür aufzubrechen, stand Djibril auf. Mit der Spitze seines Flügels ohrfeigte er sie – und ihre Augen wurden ausgelöscht. Alle wurden geblendet!
Sie tasteten sich an den Wänden entlang nach Hause und sagten: „Unser Treffpunkt ist morgen! Morgen werden wir es ihm zeigen!“ Sie wussten nicht, von wem dieser Schlag kam oder was ihnen widerfahren war. Sie dachten, morgen würden sie sich an Lut rächen.
Doch morgen würde es für sie kein Erwachen mehr geben.
Die beispiellose Strafe
Die Engel befahlen Lut: „Ziehe in der Nacht mit deinen Angehörigen fort. Egal was ihr an Geschrei hört, an Geweine, an Zerstörung und Vernichtung – dreht euch nicht um!„
Nur seine ungläubige Frau sollte sich umdrehen – und das Schicksal des Volkes teilen.
Die Umkehrung der Stadt
Als der frühe Morgen eintraf und Lut mit seiner Familie geflohen war, geschah das Unfassbare:
Djibril hob die sieben Städte mit der Spitze seines Flügels an. Er hob sie immer höher und höher – mit allem, was darauf war: Menschen, Tiere, Häuser, Bäume. Er hob sie so hoch, dass die Engel im Himmel sogar das Bellen der Hunde und das Gackern der Hühner hören konnten.
Dann drehte er die gesamte Stadt um und schlug sie mit voller Wucht auf die Erde – aus der Höhe des Himmels!
Der Steinhagel
Aber damit war die Strafe noch nicht zu Ende. Steine flogen auf sie herab – Steine aus Sidschil (ein persisches Wort für „harter, starker Stein“). Diese Steine regneten wie ein Hagelsturm auf sie nieder, in großer Menge und mit hoher Geschwindigkeit.
Das Erstaunliche: Jeder dieser Steine war beschriftet – mit dem Namen desjenigen, den dieser Stein treffen sollte. Keiner von ihnen konnte entkommen.
Lut und seine Familie flüchteten, während hinter ihnen die Schreie, das Schrecken und die Zerstörung zu hören waren. Seine Frau drehte sich um – und ein Stein traf sie, der sie nicht verfehlen sollte. So wurde sie mit dem Volk vernichtet.
Die Weisheit hinter der Strafe
Warum hat Allah sie auf diese spezifische Weise bestraft? Die Strafen im Islam haben immer eine Weisheit – eine Verbindung zwischen Tat und Strafe.
Das Volk von Sodom war so verdorben, dass ihre Fitra sich wendete. Die natürliche Veranlagung, die jeder saubere, reine Mensch hat, wurde bei ihnen beschmutzt und verunreinigt. Sie gingen zu Männern anstatt zu Frauen – sie wendeten ihre natürliche Veranlagung.
Genauso wie ihre Fitra sich wendete, wendete Allah durch Djibril ihre Stadt – von oben nach unten, vom Himmel auf die Erde geschleudert.
Ein Zeichen für alle Zeiten
Allah machte Sodom zu einem Zeichen für jeden, der nachdenkt. Wer an dieser Ortschaft vorbeikommt, soll darüber nachdenken. Im Koran heißt es:
„Und so ließen Wir, wer in ihr gläubig war, vorziehen. Da fanden wir in ihr aber nur ein einziges Haus von Allah Ergebenen.“
Nur ein einziges Haus! Das Haus von Lut und seinen beiden Töchtern. Und Allah sagt:
„Und Wir hinterließen in ihr ein Zeichen für diejenigen, die schmerzhafte Strafe fürchten.“
Allah macht auch deutlich: „Und sie liegt den Ungerechten nicht fern.“ Seine Strafe ist den Ungerechten sehr nah – eine Warnung für jeden, der diese Tat praktiziert, bis zum Tag der Auferstehung.
Eine wichtige Anmerkung zur Bezeichnung
Im Arabischen wird für diese Tat oft ein Begriff verwendet, der auf „Lut“ zurückgeht. Doch das ist nicht korrekt! Wie kann man diese abscheuliche Tat auf diesen ehrenvollen Propheten zurückführen, der sein ganzes Leben damit verbracht hat, diese Tat zu bekämpfen und die Menschen davor zu warnen?
Viel besser ist es, von der „Tat des Volkes von Lut“ oder der „Tat von Sodom“ zu sprechen – denn das führt es auf die Verbrecher zurück, nicht auf den Propheten, der dagegen kämpfte.
Die natürliche Veranlagung schützen
Diese Geschichte lehrt uns etwas Wichtiges: Die natürliche Veranlagung (Fitra) kann durch äußere Einflüsse beschmutzt und verunreinigt werden. Besonders heute durch Medienkonsum und die Lehren, die dort verbreitet werden, können Menschen beginnen, Falsches als richtig und Richtiges als falsch anzusehen.
Deshalb solltest du sehr aufpassen, was du täglich konsumierst: Was schaust du dir an? Was hörst du? Welchen Einflüssen setzt du dich aus? Deine Fitra ist ein kostbares Geschenk Allahs – bewahre sie!
Das Ende der Geschichte
Lut und seine beiden Töchter wurden errettet. Die Frau ging mit dem Volk unter, weil sie ihre Loyalität bei den Ungläubigen hatte, nicht bei ihrem rechtschaffenen Ehemann.
Nach diesen Ereignissen kehrte die Aufmerksamkeit zurück zu Ibrahim. Seine geliebte Frau Sarah starb, und er trauerte sehr um sie. Das Trauern ist im Islam kein Problem, solange man keine Worte der Unzufriedenheit über Allahs Vorherbestimmung spricht.
Der Prophet Muhammad ﷺ sagte, als sein Sohn Ibrahim starb: „Die Augen sind feucht geworden, und das Herz verspürt Trauer. Und wir sagen nichts außer das, was unseren Herrn zufrieden macht. Und wir sind wahrlich durch deine Trennung, Ibrahim, sehr traurig.“
Ibrahim heiratete später erneut – eine Frau namens Qantura, die ihm sechs Söhne gebar, und danach Hajun Bint Amin, die ihm ebenfalls sechs Söhne schenkte.
Die Lehren für uns heute
Die Geschichte des Propheten Lut ist aktueller denn je. Er kämpfte gegen ein Volk, dessen Fitra so verdorben war, dass sie Gutes als schlecht und Schlechtes als gut ansahen. Kommen dir diese Verhältnisse bekannt vor?
Die Prophezeiung des Propheten Muhammad ﷺ hat sich erfüllt: Diese Sünde existierte in extremer Form nur zweimal – zur Zeit Luts und in unserer heutigen Zeit.
Die Geschichte zeigt uns:
- Wie wichtig es ist, unsere natürliche Veranlagung zu bewahren
- Dass gesellschaftlicher Druck uns nicht vom Rechten abbringen darf
- Dass Allah die Unterdrückten nie allein lässt
- Dass Seine Strafe real ist für diejenigen, die beharrlich im Falschen verharren
Lut – dieser edle Prophet – verbrachte sein Leben damit, die Wahrheit zu verteidigen und das Falsche zu bekämpfen. Seine Standhaftigkeit sollte uns ein Vorbild sein, besonders in Zeiten, in denen die Wahrheit verdreht und das Falsche normalisiert wird.
