Wenn du das Wort Madrasa hörst, was kommt dir in den Sinn? Eine Koranschule? Ein Ort, an dem Kinder den Islam lernen? Vielleicht hast du auch schon negative Schlagzeilen darüber gehört.
Doch die Wahrheit ist: Madrasas sind viel mehr als das. Sie gehören zu den ältesten Bildungseinrichtungen der Welt und haben Wissenschaft, Philosophie und Theologie über Jahrhunderte hinweg geprägt.
In diesem Artikel erfährst du, was eine Madrasa wirklich ist, welche Rolle sie im Islam spielt und warum sie oft missverstanden wird.
Worum geht es?
Was bedeutet „Madrasa“ wirklich?
Zunächst einmal: Madrasa (مدرسة) bedeutet einfach „Schule“ – auf Arabisch, Türkisch, Urdu und anderen Sprachen.
Das Wort selbst hat nichts mit Extremismus oder Radikalität zu tun, auch wenn es manchmal fälschlicherweise so dargestellt wird.
Eine Madrasa kann eine religiöse Schule sein, aber auch eine ganz normale Bildungseinrichtung, die Mathematik, Wissenschaften und Sprachen unterrichtet.
Kurz gesagt:
- Madrasa = Ort des Lernens
- Wird oft mit „Koranschule“ übersetzt, was zu Missverständnissen führt
- Hat eine lange Geschichte als Bildungszentrum für Religion und Wissenschaft
Die ersten Madrasas – Bildung im Islam beginnt mit Wissen
Die ersten Madrasas entstanden schon zu Zeiten des Propheten Muhammad (ﷺ). Seine eigene Moschee in Medina war nicht nur ein Ort des Gebets, sondern auch eine Schule, in der er seine Gefährten unterrichtete.
Später entstanden im gesamten islamischen Reich spezialisierte Madrasas, die für ihre Wissenschaftlichkeit berühmt wurden. Die bekannteste? Die Al-Azhar-Universität in Kairo, die als eine der ältesten Hochschulen der Welt gilt!
Andere berühmte Madrasas waren:
- Nizamiyya-Madrasa in Bagdad (11. Jahrhundert)
- Al-Qarawiyyin in Marokko, gegründet 859 – eine der ältesten Universitäten der Welt
- Madrasa von Timbuktu, die Westafrika im Mittelalter zum Bildungszentrum machte
Was wird in einer Madrasa unterrichtet?
Hier kommt die Überraschung: Nicht nur Religion!
Ja, der Koran und islamische Wissenschaften sind ein zentraler Bestandteil, aber viele Madrasas unterrichten auch:
✅ Mathematik
✅ Astronomie
✅ Medizin
✅ Philosophie
✅ Sprachen
Besonders in früheren Jahrhunderten waren Madrasas die Orte, an denen bahnbrechende wissenschaftliche Entdeckungen gemacht wurden. Viele der berühmten muslimischen Gelehrten, die die europäische Renaissance inspirierten, haben in Madrasas studiert.
Warum gibt es so viele Missverständnisse über Madrasas?
Das Problem ist: Westliche Medien haben oft ein verzerrtes Bild.
Viele denken sofort an „extremistische Koranschulen“, wenn sie das Wort hören. Doch das ist eine gewaltige Fehlinterpretation.
Tatsächlich sind Madrasas in den meisten islamischen Ländern Teil des ganz normalen Bildungssystems. Sie sind mit christlichen oder jüdischen theologischen Schulen vergleichbar – nur dass sie oft auch allgemeine Fächer unterrichten.
Ja, es gibt einzelne Fälle von Missbrauch oder Fehlinterpretation. Aber diese sind die Ausnahme, nicht die Regel.
Madrasas in der heutigen Welt – Tradition trifft Moderne
Heutzutage gibt es verschiedene Arten von Madrasas:
1️⃣ Klassische Madrasas – spezialisiert auf islamische Wissenschaften, oft mit Schwerpunkt auf Koran, Hadith und islamischem Recht.
2️⃣ Moderne Madrasas – kombinieren Religion mit allgemeinen Schulfächern wie Mathematik und Naturwissenschaften.
3️⃣ Universitäts-Madrasas – Hochschulen wie Al-Azhar, die islamische und weltliche Bildung verbinden.
Die Wahrheit ist: In vielen Ländern wie Pakistan, Indien oder Ägypten gehen Millionen Kinder in Madrasas, weil es oft ihre einzige Chance auf Bildung ist.