Der Begriff „Semiten“ ist heute fast ausschließlich mit dem Judentum verbunden. Wer als antisemitisch gilt, wird sofort mit Judenhass in Verbindung gebracht.
Aber ist das korrekt? Nicht ganz. Denn Semiten sind nicht nur Juden – der Begriff umfasst eine viel größere Gruppe von Menschen, darunter auch Araber.
Und wenn man das versteht, wird klar, dass viele Diskussionen über „Antisemitismus“ in Wahrheit oft sehr einseitig geführt werden.
Worum geht es?
Die Bedeutung von „Semiten“
Das Wort „Semiten“ stammt vom Namen Sem (Shem), einem der Söhne des Propheten Nuh (Noah), der laut religiösen Überlieferungen der Stammvater bestimmter Völker wurde.
Diese Völker sprechen semitische Sprachen – darunter:
- Araber (die größte semitische Gruppe)
- Juden (hebräischsprachig)
- Aramäer (heute fast ausgestorben)
- Akkadier, Phönizier, Assyrer (historische Völker)
Semiten sind also nicht nur Juden – sondern eine riesige ethnische und sprachliche Familie.
Semiten in Palästina
Wenn wir von Palästina sprechen, denken viele nur an Araber und Juden. Doch beide gehören historisch zur semitischen Familie.
Vor der Entstehung des modernen Staates Israel 1948 lebten jüdische, christliche und muslimische Semiten in Palästina. Die Mehrheit der Bevölkerung waren arabische Semiten. Das bedeutet: Palästinenser sind genauso semitisch wie Juden.
Und genau hier beginnt das Problem mit dem Begriff „Antisemitismus“.
Warum sagt man „Antisemitismus“ und nicht „Antijudaismus“?
Der Begriff „Antisemitismus“ wurde im 19. Jahrhundert erfunden – und zwar von einem Deutschen namens Wilhelm Marr.
Er wollte damit eine moderne Bezeichnung für Judenfeindlichkeit schaffen, die nicht religiös (Antijudaismus), sondern „rassisch“ begründet war.
Das Problem?
- „Antisemitismus“ bedeutet wörtlich „gegen Semiten“ – aber in der Praxis wird es nur auf Juden bezogen.
- Araber, die ebenfalls semitisch sind, werden nie als Opfer von „Antisemitismus“ gesehen – selbst wenn sie diskriminiert werden.
Das führt zu absurden Situationen:
- Wenn ein Palästinenser beleidigt oder entrechtet wird, nennt es niemand Antisemitismus – obwohl er semitisch ist.
- Wenn ein Jude kritisiert wird, kann das schnell als Antisemitismus gelten – egal ob es mit seiner Religion oder Ethnie zu tun hat oder nicht.
Ein Begriff, der oft falsch benutzt wird
Ja, Judenhass existiert, und er ist falsch. Aber der Begriff „Antisemitismus“ ist irreführend, wenn er nur auf Juden angewandt wird.
Denn wenn man wirklich gegen Feindlichkeit gegenüber Semiten sein will, dann müsste man auch Islamfeindlichkeit, arabische Diskriminierung und die Unterdrückung von Palästinensern miteinbeziehen.
Doch das passiert kaum – und genau das zeigt, dass der Begriff oft politisch instrumentalisiert wird, anstatt wirklich für Gleichheit und Gerechtigkeit zu stehen.