Viele kennen den Todesengel unter dem Namen „Israel“ oder „Azrael“. Doch hier liegt ein interessanter Punkt: Es ist nicht authentisch überliefert, dass der Todesengel diesen Namen trägt. Zwar gibt es einige Berichte, in denen der Todesengel so genannt wurde, allerdings sind diese Überlieferungen schwach und nicht zuverlässig.

Im Koran erwähnt Allah den Todesengel, gibt ihm aber keinen spezifischen Namen. In Sure 32, Vers 11 heißt es:

„Sag: Abberufen wird euch der Engel des Todes, der mit euch betraut ist. Hierauf werdet ihr zu eurem Herrn zurückgebracht.“

Allah nennt ihn einfach „Malak al-Maut“ – den Engel des Todes. Nicht mehr und nicht weniger.

Die Begegnung, die uns allen bevorsteht

Das Erstaunliche an diesem Engel ist die Gewissheit unserer Begegnung mit ihm. Diesen Engel müsste wohl kaum jemand freiwillig treffen wollen, denn die meisten Menschen fürchten sich vor ihm. Wenn du diesen Engel siehst, weißt du, dass deine Zeit im Diesseits zu Ende ist und das Jenseits beginnt.

Wir alle werden diesem Engel begegnen – der eine früher, der andere später. Aber der Tag wird kommen, an dem du ihm gegenüberstehen wirst. Möge Allah uns allen ein gutes Ende gewähren.

Die Aufgabe des Todesengels

Allah hat diesen Engel mit einer ganz bestimmten Aufgabe betraut: die Seelen der Geschöpfe zu nehmen. Diese Aufgabe erfüllt er mit absoluter Präzision und ausschließlich nach Allahs Befehl.

Als Musa dem Todesengel begegnete

Eine faszinierende Geschichte aus den authentischen Überlieferungen bei Buchari und Muslim berichtet von einer Begegnung zwischen dem Propheten Musa (Moses) und dem Todesengel:

Eines Tages kam der Todesengel zu Musa, Friede sei auf ihm, in Menschengestalt. Er sagte zu ihm: „Ich bin der Todesengel und ich nehme dir deine Seele.“

Was dann geschah, überrascht viele: Musa schaute ihn an und schlug ihn so hart, dass der Todesengel ein Auge verlor. Warum reagierte ein Prophet so? Musa hatte viele Feinde. Wenn plötzlich jemand kommt und behauptet, der Todesengel zu sein, ist es verständlich, dass man sich zunächst verteidigt.

Aufgrund des Benehmens von Malak al-Maut gegenüber diesem gewaltigen Propheten geschah dem Engel dies – denn er hatte es hier nicht mit irgendeinem zu tun, sondern mit einem der besten Gesandten Allahs.

Der Todesengel ging zu Allah, dem Erhabenen, und berichtete: „Du hast mich zu einem Mann geschickt, der nicht sterben will.“ Dann zeigte er ihm sein verletztes Auge.

Allah sandte ihn erneut zu Musa. Diesmal sah Musa den Todesengel wieder in Menschengestalt – und er war wieder komplett heil. Der Engel sagte erneut: „Ich bin der Todesengel und komme von deinem Herrn.“

Dann bot er Musa eine bemerkenswerte Option an: „Lege deine Hand auf einen Büffel oder einen Stier, und du bekommst für jedes Haar, das du mit deiner Hand berührst, ein Jahr zu leben.“

Da erkannte Musa, dass es tatsächlich der Todesengel war. Er fragte: „Und was ist danach?“ Der Engel antwortete: „Danach kommt der Tod.“

Musa antwortete daraufhin: „Dann will ich jetzt sterben.“ Und der Todesengel nahm ihm die Seele.

Wie der Todesengel die Seelen nimmt

In einer authentischen Überlieferung bei Imam Ahmad, die von Ibn Abbas überliefert wurde, wird beschrieben, wie der Todesengel seine Aufgabe erfüllt:

Beim Gläubigen setzt sich der Todesengel neben den Kopf des Sterbenden und sagt sanft: „Gute Seele, komm heraus zur Vergebung Allahs und zu seinem Wohlwollen.“

Beim Ungläubigen hingegen kommt der Todesengel und setzt sich ebenfalls neben seinen Kopf, doch seine Worte sind völlig anders: „Schmutzige Seele, üble Seele, komm heraus zum Zorn deines Herrn.“

Dann beginnt für den Ungläubigen die ewige Strafe, während der Gläubige zur Barmherzigkeit seines Herrn zurückkehrt.

Die Bedeutung für unser Leben

Die Gewissheit dieser Begegnung sollte uns nicht in Angst und Schrecken versetzen, sondern vielmehr dazu motivieren, unser Leben nach Allahs Geboten auszurichten. Der Todesengel kommt zu jedem – reich oder arm, jung oder alt, mächtig oder schwach. Niemand kann ihm entfliehen.

Die Geschichte von Musa zeigt uns auch, dass selbst ein großer Prophet wie er sich letztendlich dem göttlichen Willen ergab. Als ihm klar wurde, dass der Tod unvermeidlich ist, akzeptierte er ihn mit Würde und Ergebenheit.

Der Glaube
an die Propheten

Alle Propheten gehörten der Religion des Islam an: Die vollständige Unterwerfung unter den Willen Allahs.