Träume und Traumdeutung im Islam

Im Islam haben Träume eine besondere Bedeutung. Sie können wichtige Botschaften enthalten. Hier erklären wir mehr über die Bedeutung und den Umgang mit Träumen.

Die Bedeutung von Träumen im Islam

Träume haben im Islam einen hohen Stellenwert aus mehreren Gründen:

  1. Teil der Prophetie: Wahre Träume gelten als ein Teil der Prophetie. Der Prophet Muhammad ﷺ sagte: “Wahre Träume sind einer der sechsundvierzig Teile der Prophetie.” (Bukhari, 6472; Muslim, 4201)
  2. Beginn der Offenbarung: Die Offenbarung des Korans begann mit wahren Träumen des Propheten Muhammad ﷺ. Für sechs Monate vor der ersten direkten Offenbarung hatte der Prophet wahre Träume, die sich immer bewahrheiteten. (Bukhari, 3; Muslim, 231)
  3. Zusammenhang mit der Aufrichtigkeit: Der Prophet ﷺ sagte, dass die wahrsten Träume diejenigen haben, die am wahrhaftigsten in ihrer Rede sind. (Muslim, 4200)
  4. Zeichen der Endzeit: Gegen Ende der Zeit werden kaum noch Träume unwahr sein. Der Prophet Muhammad ﷺ erklärte: “Das wird so sein, weil die Prophetie und ihre Auswirkungen zeitlich so weit entfernt sein werden, dass den Gläubigen als Ausgleich Träume gegeben werden, die ihnen gute Nachrichten bringen oder ihnen helfen, in ihrem Glauben geduldig und standhaft zu sein.” (Bukhari, 6499; Muslim, 4200)

Arten von Träumen im Islam

Der Islam unterscheidet zwischen drei Arten von Träumen:

Wahre Träume (Ru’ya)

Diese Träume kommen von Allah ﷻ und werden als “Rahmani” (barmherzig) bezeichnet. Sie bringen gute Nachrichten oder Warnungen und können Hinweise für die Zukunft enthalten. Solche Träume können sich wortwörtlich oder symbolisch erfüllen.

Träume vom Ego (Hulm)

Diese Art von Träumen stammt aus dem Unterbewusstsein und spiegelt die Gedanken, Sorgen oder Wünsche einer Person wider. Sie werden als “Nafsani” (psychologisch) bezeichnet und haben keine besondere Bedeutung.

Träume vom Shaytan (Hulm)

Diese Träume kommen vom Teufel und zielen darauf ab, den Träumenden zu beunruhigen oder zu erschrecken. Sie werden als “Shaytani” (teuflisch) bezeichnet und sollten ignoriert werden.

Die Träume der Propheten

Die Träume der Propheten gelten im Islam als eine Form der Offenbarung (Wahy), da sie vor dem Einfluss des Shaytans geschützt sind. Die islamische Gemeinschaft ist sich darüber einig (Ijma).

Ein bekanntes Beispiel ist der Traum des Propheten Ibrahim ﷺ, in dem er aufgefordert wurde, seinen Sohn Ismail zu opfern. Ibrahim ﷺ setzte sich daran, diesen Befehl Allahs zu erfüllen, da er wusste, dass sein Traum wahr war.

Wie man wahre Träume haben kann

Um wahre Träume zu haben, sollte man laut islamischer Lehre:

  1. Sich bemühen, ehrlich zu sprechen
  2. Nur erlaubte (halal) Nahrung zu sich nehmen
  3. Die Gebote der Scharia einhalten
  4. Verbotene Dinge meiden
  5. In einem Zustand der vollständigen Reinheit schlafen
  6. In Richtung der Qibla (Gebetsrichtung) schlafen
  7. Allah gedenken (Dhikr), bis man einschläft

Die wahrsten Träume sind jene, die zur Zeit des Suhoor (kurz vor der Morgendämmerung) gesehen werden. Dies ist die Zeit, in der Allah ﷻ herabsteigt und in der Barmherzigkeit und Vergebung nahe sind.

Es ist auch die Zeit, in der die Teufel ruhig sind, im Gegensatz zur Zeit der Dunkelheit kurz nach Sonnenuntergang, wenn die Teufel und teuflischen Seelen sich ausbreiten.

Arten von Träumen nach Ibn Hajar

Der Gelehrte Ibn Hajar al-Asqalani teilte Träume in zwei Hauptkategorien ein:

Wahre Träume

Dies sind die Träume der Propheten und der rechtschaffenen Menschen, die ihnen folgen. Sie können auch anderen Menschen widerfahren, aber das ist sehr selten, wie der Traum des ungläubigen Königs, der von Yusuf ﷺ gedeutet wurde.

Wahre Träume sind jene, die im wirklichen Leben wahr werden, wie sie im Traum gesehen wurden.

Vermischte falsche Träume

Diese warnen vor etwas und sind verschiedener Art:

  1. Spiele des Shaytans, um eine Person zu beunruhigen, wie wenn jemand seinen Kopf abgeschnitten sieht und ihm folgt, oder sich in einer Krise sieht, aus der niemand ihn retten kann.
  2. Träume, in denen man Engel sieht, die einem befehlen, etwas Verbotenes zu tun, oder andere Dinge, die keinen Sinn ergeben können.
  3. Träume, die die Realität oder Wünsche widerspiegeln – wenn man etwas sieht, das im wirklichen Leben passiert oder von dem man wünscht, dass es passieren würde, und man es sehr realistisch im Traum sieht. Diese Träume sprechen normalerweise von der Zukunft oder der Gegenwart, selten von der Vergangenheit.

Was tun bei guten Träumen?

Wenn man einen guten Traum hat, sollte man gemäß islamischer Tradition:

  • Allah für den guten Traum danken und loben
  • Sich darüber freuen
  • Den Traum nur jenen erzählen, die man liebt, nicht aber jenen, die man nicht mag

Was tun bei schlechten Träumen?

Bei schlechten Träumen empfiehlt die islamische Lehre:

  • Zuflucht bei Allah vor dem Übel des Traums suchen
  • Zuflucht bei Allah vor dem Übel des Shaytans suchen
  • Dreimal trocken nach links spucken (ohne Speichel)
  • Den Traum niemandem erzählen
  • Zwei Rakat (Gebetseinheiten) beten
  • Die Schlafposition ändern

Laut einem Hadith, der von Abu Razin überliefert und von al-Tirmidhi aufgezeichnet wurde, sollte man schlechte Träume nur einem sehr engen Freund erzählen, der einen sehr liebt, oder jemandem, der sehr weise ist.

Nach einer anderen Überlieferung sollte man nur mit jemandem darüber sprechen, der weise ist oder einem lieb ist, oder einem Gelehrten oder jemandem, der aufrichtigen Rat geben wird.

Methoden der Traumdeutung im Islam

Imam al-Baghawi sagte: “Die Deutung von Träumen fällt in verschiedene Kategorien. Träume können im Licht des Korans oder im Licht der Sunnah gedeutet werden, oder mittels der Sprichwörter, die unter den Menschen gebräuchlich sind, oder durch Namen und Metaphern, oder in Bezug auf Gegensätze.”

Beispiele für diese Methoden sind:

  1. Deutung im Licht des Korans: Ein Seil kann einen Bund bedeuten, weil Allah sagt: “Und haltet alle fest am Seil Allahs…” (Sure 3:103)
  2. Deutung im Licht der Sunnah: Eine Krähe kann einen unmoralischen Mann (Fasiq) darstellen, weil der Prophet ﷺ sie so nannte.
  3. Deutung mittels Sprichwörter: Eine Grube graben kann ein Komplott bedeuten, weil die Leute sagen: “Wer eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.”
  4. Deutung mittels Namen: Einen Mann namens Rashid zu sehen, kann Weisheit bedeuten.
  5. Deutung mittels Gegensätze: Angst kann Sicherheit bedeuten, weil Allah sagt: “Und Er wird ihnen sicherlich im Austausch eine sichere Sicherheit nach ihrer Furcht geben.” (Sure 24:55)

Und Allah weiß es am besten.

Quelle: islamqa

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