Was sagt der Islam zu Depressionen?

Depression ist eine ernsthafte Erkrankung, die auch viele Muslime betrifft. Der Islam bietet wichtige Perspektiven, wie man mit dieser Krankheit umgehen kann.

Depression ist eine echte Krankheit

In Deutschland leiden etwa 15 Prozent der Menschen (ca. 12 Millionen) mindestens einmal im Leben an einer depressiven Phase. Dies ist keine einfache Traurigkeit, sondern eine ernsthafte, behandlungsbedürftige Krankheit.

Die medizinischen Hauptsymptome einer Depression sind:

  • Depressive Stimmung und Überempfindlichkeit
  • Verlust der Fähigkeit zur Freude
  • Antriebsmangel und Ermüdbarkeit

Weitere typische Symptome sind:

  • Konzentrationsmangel
  • Vermindertes Selbstwertgefühl
  • Schuldgefühle
  • Hoffnungslosigkeit
  • Selbstmordgedanken
  • Schlafstörungen (besonders frühes Erwachen)
  • Veränderter Appetit

Unterschätztes Problem in muslimischen Gemeinschaften

Leider wird Depression unter Muslimen oft unterschätzt oder missverstanden. Viele glauben fälschlicherweise, dass Depression nur ein Zeichen von schwachem Glauben sei.

Betroffenen wird oft ein Koranvers entgegengehalten:

“Diejenigen, die glauben und deren Herzen Ruhe finden durch das Gedenken Allahs. Finden die Herzen nicht Ruhe durch das Gedenken Allahs?” (Koran 13:28)

Oder dieser Vers:

“Und wer sich von meiner Rechtleitung abwendet, dem werden wir ein enges Leben bescheren.” (Koran 20:124)

Diese Verse werden manchmal falsch ausgelegt. Statt Betroffene zu trösten, werden ihnen Schuldgefühle eingeredet: “Du bist depressiv, weil dein Glaube zu schwach ist.”

Diese Haltung treibt Menschen noch tiefer in die Depression hinein.

Ursachen von Depressionen

Depression hat verschiedene Ursachen:

  • Teilweise genetische Faktoren
  • Oft ausgelöst durch Schicksalsschläge (Scheidung, Todesfall, Arbeitsplatzverlust)

Besonders wichtig ist das Konzept der “erlernten Hilflosigkeit”. Menschen mit Depression haben oft eine negative Denkweise entwickelt:

  • Sie glauben, dass Probleme bei ihnen selbst liegen
  • Sie sehen Probleme als unveränderbar und dauerhaft an
  • Sie übertragen ein Problem auf alle Lebensbereiche

Beispiel: Ein Schüler mit erlernter Hilflosigkeit, der eine 5 schreibt, denkt: “Ich bin zu dumm, ich kann es einfach nicht.” Statt zu denken: “Beim nächsten Mal muss ich besser üben.”

Der islamische Weg zum Umgang mit Depression

Der Islam bietet Wege, mit Depression umzugehen. Hier sind wichtige Grundsätze:

1. Akzeptieren, dass Sorgen und Trauer zum Leben gehören

Selbst die Propheten erlebten Trauer und Sorgen. Als Musa (Moses) traurig war, tröstete Allah ihn:

“Sei nicht traurig, Allah hat unter dir ein Bächlein gemacht.” (Koran 19:24)

Allah macht hier keine Vorwürfe, sondern tröstet.

2. Verstehen, dass Prüfungen Sünden tilgen können

Der Prophet Muhammad sagte:

“Kein Muslim wird von Erschöpfung, Krankheit, Sorge, Kummer, Trauer oder Schaden getroffen – selbst ein Dorn, der ihn sticht – ohne dass Allah dadurch von seinen Sünden abzieht.”

Diese Sichtweise kann helfen, Leiden in einem neuen Licht zu sehen.

3. Bewusstsein, dass Allah mit den Gläubigen ist

Im Koran wird beschrieben, wie der Prophet in der Höhle zu seinem Gefährten sagte:

“Sei nicht traurig, Allah ist mit uns.” (Koran 9:40)

Dieses Bewusstsein kann Trost spenden.

4. Verstehen, dass das Leben Höhen und Tiefen hat

Im Koran heißt es:

“Diese Tage (von Erfolg und Niederlage) lassen wir unter den Menschen wechseln.” (Koran 3:140)

Ein Mensch mit Depression sieht oft nur die Tiefe und glaubt, nie mehr herauszukommen. Der Gläubige weiß, dass auf jede Schwierigkeit auch wieder eine Erleichterung folgt.

5. Aus Erfahrungen lernen

Erfolg im Leben basiert oft auf richtigen Entscheidungen. Richtige Entscheidungen sind das Ergebnis von Erfahrungen. Und die besten Erfahrungen stammen oft aus falschen Entscheidungen.

Menschen mit Depression sagen oft: “Ich bin so und kann mich nicht ändern.” Stattdessen sollte man aus Fehlern lernen und weitergehen.

6. Der Glaube an Gottes Vorherbestimmung (Qadar)

Der Prophet Muhammad sagte:

“Wisse, dass das, was dich getroffen hat, dich nicht verfehlen sollte, und was dich verfehlt hat, dich nicht treffen sollte.”

Dieser Glaube kann helfen, Schicksalsschläge zu akzeptieren.

7. Erkennen, dass Angst eine Taktik des Satans sein kann

Im Koran heißt es:

“Der Satan verspricht euch Armut und befiehlt euch Schändliches.” (Koran 2:268)

Ängste, besonders finanzielle Sorgen, können von negativen Einflüsterungen kommen.

8. Verhalten bei Sorgen: Das Gebet (Dua)

Bei Sorgen machten die Propheten Dua (Bittgebet). Als der Prophet Ayyub (Hiob) von Leid getroffen wurde, sagte er:

“Das Leid hat mich getroffen, und Du bist der Barmherzigste der Barmherzigen.”

Er machte Allah keine Vorwürfe, sondern wandte sich an Ihn.

Teilen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.